· 

Das Spiel mit und gegen lange Noppen

Obwohl man gerade in den unteren Ligen regelmäßig auf Gegner mit langen Noppen trifft, gibt es immer noch einige Spieler, denen das physikalische Prinzip dahinter nicht ganz klar ist und denen eine gute Antwort hierauf fehlt. Dieser Beitrag soll Abhilfe schaffen, um künftig gerüstet zu sein!

 

Abzugrenzen sind diese Beläge einerseits von kurzen Noppen und Antitop-Belägen, die nochmals etwas andere Taktiken erfordern und auch dem "Materialspieler" abweichende Möglichkeiten und Beschränkungen bieten. Andererseits spielen sich lange Noppen ohne Schwamm (OX) nochmals deutlich anders als welche mit größerer Schwammdicke. Während die sog. OX-Noppen tendenziell tischnah zum Block-/Störspiel genutzt werden, eignen sich lange Noppen mit Schwamm eher für die „klassische Abwehr“ aus der Halbdistanz. Auch zwischen den einzelnen Langnoppenbelägen gibt es große Unterschiede (Länge und Abstand der Noppen, glattere/geriffelte Noppenköpfe, Obergummihärte usw.), aber dies würde hier zu weit führen...

 

Das physikalische Prinzip

 

Bei den „normalen“ Noppeninnen-Belägen ist es so, dass sich ein Ball mit ankommender Rotation in den griffigen (oder auch klebrigen) Belag „gräbt“ und die Rotation gestoppt bzw. sogar umgedreht werden kann. Das heißt, auf einen Topspin kann mit Gegentopspin reagiert werden, sodass sich die Drehrichtung des Balles umkehrt. Griffige und klebrige Beläge bieten dem Spieler die Möglichkeit, stets selbst über die Rotation des eigenen Schlages zu entscheiden.

Rotationsrichtung bei Noppeninnen-Belägen, Topspin auf Topspin - Rotationsrichtung wird umgedreht (Quelle: eigene Grafik)
Rotationsrichtung bei Noppeninnen-Belägen, Topspin auf Topspin - Rotationsrichtung wird umgedreht (Quelle: eigene Grafik)

Bei Spielern mit langen Noppen ist dies anders. Sie sind nur sehr eingeschränkt fähig, eigene Rotation zu erzeugen. Dies liegt daran, dass ein Langnoppenbelag deutlich weniger Griffigkeit besitzt und eine ankommende Rotation durch das Umknicken der Noppen i.d.R. „weiterleitet“ wird. Ein ankommender Ball mit Vorwärtsrotation (Topspin) „dreht am Noppenbelag durch“, sodass aus der Vorwärtsrotation – bei gleichbleibender Rotationsrichtung – ein starker Unterschnittball entsteht. Der Begriff "Schnittumkehr" ist daher etwas irreführend. Zwar bekommt man auf Topspin i.d.R. Unterschnitt zurück, jedoch wird die Rotationsrichtung gerade nicht umgekehrt.

Rotationsrichtung bei langen Noppen, Unterschnitt auf Topspin - Rotationsrichtung wird nicht umgedreht (Quelle: eigene Grafik)
Rotationsrichtung bei langen Noppen, Unterschnitt auf Topspin - Rotationsrichtung wird nicht umgedreht (Quelle: eigene Grafik)

Dies geschieht oft unabhängig von der Bewegung, die der „Materialspieler“ macht, was ein starkes Umdenken vom Gegner erfordert. Jahrelang eingeübte Routinen (Topspinbewegungen vom Gegner = immer Oberschnitt, Hack-/Schupfbewegungen = immer Unterschnitt) müssen über Bord geworfen werden. Vereinfacht gesagt erhält man meist „das Gegenteil“ an Rotation zurück, das man dem Langnoppenspieler zugespielt hat. Führt ein Langnoppenspieler auf einen Unterschnittaufschlag eine Schupfbewegung aus, erhält man also – entgegen der eigentlichen Erwartung – einen leichten Topspin zurück.

 

Dies eröffnet allerdings auch viele Chancen, da der Noppenspieler auf Rotation nur reagieren kann und man somit selbst in der Hand hat, wieviel und welche Rotation im Ballwechsel vorherrscht. Langnoppenspieler mögen "leere" Bälle normalerweise nicht, sodass man hier gut variieren kann.

 

Es gibt jedoch noch einen Sonderfall bei den "leeren" Bällen: Treffen rotationslose Bälle ziemlich gerade auf die langen Noppen, werden diese gestaucht und knicken nicht oder unvorhersehbar um. Der gefürchtete Störeffekt kommt durch die nicht genau übereinstimmende Rotationsrichtung zwischen Ball und Schlagbewegung des Abwehrers zustande. Beim Stauchen der Noppe baut sich Energie auf, die bei der Rückkehr der Noppen in ihre ursprüngliche Form wieder abgegeben wird. Es wird ein relativ rotationsloser „Flatterball“ erzeugt, der eine instabile, oft nach unten abtauchende, Flugkurve aufweist. Die physikalische Erklärung dahinter ist der sog. „Magnus-Effekt“, der Bällen mit Rotation eine stabile Flugbahn verschafft. Fehlt diese Rotation und somit der „Magnus-Effekt“, werden die Luftmassen, auf die der Ball trifft, ungleichmäßig links und rechts am Ball vorbeigeleitet und der Ball fängt an, schwer berechenbar zu „flattern“ (auch "Störeffekt" genannt).

 

Einflussfaktoren auf die Spieleigenschaften von langen Noppen:

- je dicker der Schwamm, desto weniger "Störeffekt" (Flatterbälle)

- je dicker der Schwamm, desto mehr Schnitt kann selbst erzeugt werden (Belag wird immer "noppeninnenähnlicher"), aber dafür auch selbst desto schnittanfälliger

- je dicker der Schwamm, desto schneller u. mehr Offensivpotential ist vorhanden (Ausnahme "Brems-/Dämpfungsschwämme")

- je weiter die Noppenköpfe auseinander stehen (= weniger Fläche u. somit weniger Griffigkeit) und je länger und weicher die Noppenköpfe (= leichteres Abknicken), desto "ekeliger" wird der Belag, aber auch desto weniger Kontrolle bietet er.

 

 

Tipps gegen lange Noppen

 

1. Lange, rotationslose („leere“) Aufschläge sorgen dafür, dass der Ball von der langen Noppe auch rotationslos zurückgespielt wird und man den nächsten Ball leichter angreifen kann. Spielt man hingegen Aufschläge mit „komplizierter“ Rotation (z.B. einen Seit-Unterschnitt-Aufschlag) erhält man die eigene, ekelige Rotation in umgekehrter Form zurück und muss darauf reagieren. Zudem sind Spieler mit langen Noppen aufgrund der geringen Griffigkeit des Belages relativ schnittunempfindlich und man wird auf diese Weise kaum Fehler bei ihnen erzwingen.

 

2. Es ist sehr schwierig, mehrere Bälle hintereinander gegen lange Noppen per Topspin zu ziehen, da immer mehr Unterschnitt zurückkommt. Spätestens nach 2-3 Bällen muss man sich fast die Schulter verrenken, um den Ball noch über das Netz gezogen zu bekommen. Die Taktik „einen ziehen, einen legen, einen ziehen, einen legen“ bewährt sich oftmals.

 

3. Geduld! Dem Spieler mit langen Noppen fällt es meist schwer, selbst aktiv zu werden, sodass man sich in Ruhe den „richtigen“ Ball zum Angriff aussuchen kann.

 

4. Wenn man seine Topspins variiert (mal schnell mit wenig Rotation, mal langsam mit viel Rotation) kann sich der Langnoppenspieler deutlich schlechter darauf einstellen und wird Fehler machen oder zumindest hohe Bälle zurückspielen, die man per Schuss vollenden kann.

 

5. Sollte der Langnoppenspieler den Schläger „drehen“ (Langnoppe wird z.T. auf Rückhand, z.T. auf Vorhand gespielt – manchmal Wechsel innerhalb eines Ballwechsels) muss sehr aufmerksam darauf geachtet werden, mit welcher Seite der Ball von ihm geschlagen wird.

 

 

Hier nochmals im Video anschauliche Tipps für das Spiel gegen lange Noppen:

Quelle: Youtube, Kanal "XOLAY"

 

 

...und hier noch Tipps, wie man mit langen Noppen bestehen kann:

Quelle: Youtube, Kanal "XOLAY"

 

(NH)

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Oli (Sonntag, 25 Februar 2024 14:14)

    Sehr gut, Nick

  • #2

    Nick (Sonntag, 25 Februar 2024 14:41)

    Damit schade ich mir selbst, aber ihr wisst ja ehe, wie es geht. ;)